Sara Wahl

 

 

Porträt Sara Wahl, Goldrausch 2019

Fünf Fragen an …

Sara Wahl (geb. 1986 in Ulm) studierte freie Kunst an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe. Darauf folgten ein Auslandsstipendium des Landes Baden-Württemberg nach Istanbul, der Förderpreis Junge Ulmer Kunst, ein Ankaufspreis des Regierungspräsidiums Karlsruhe sowie Ausstellungen im In- und Ausland, u.a. in der Städtischen Galerie Krasnodar (RU) im Kunstverein Freiburg und im Museum Ulm.
Im Master in Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien intensivierte Wahl die Arbeit an der Schnittstelle zwischen künstlerischer und theoretischer Praxis. Wahls Untersuchungen von Alltagsdingen anhand ihrer Elemente, wie Material und Formsprache, dienen dazu, widersprüchliche Konnotationen aufzuzeigen und gängige Narrative zu unterbrechen. Ihr Ghostwriter-Projekt wurde bspw. bei einer Residency im Herrenhaus Edenkoben, einer ehemaligen Weberei, gezeigt und in Usbekistan, einem der weltweit größten Baumwoll-Produktionsstandorte, zur VIII. Tashkent International Biennale of Contemporary Art.

Deine Skulpturen beziehen sich oft auf Alltagsgegenstände oder medial verbreitete Bilder. Worum geht es dir?

Mir geht es immer um deren soziale und auch ethische Bedeutung. Das sind oft gesellschaftliche Momente, wo es schon Narrative gibt, die Bruchstellen verdecken. Ich versuche, andere Bedeutungen zugänglich zu machen.

Womit und auf welche Art und Weise beschäftigst du dich dabei?

Beispielsweise mit sozialer Distinktion, der Markierung einer höheren sozialen Stellung mithilfe bestimmter Gegenstände. Ich versuche im Alltag aufmerksam zu sein und irgendwann begegnet mir dann oft ein Ding oder ein Bild mit bestimmten Implikationen über unsere Gesellschaft, worin ich etwas erkenne, was in der öffentlichen Wahrnehmung oder in aktuellen Diskursen nicht so präsent ist, Brüche, blinde Flecken, historische Bezüge. Dann fange ich an zu recherchieren und sammle Bilder. Ich halte das bewusst von Beginn an auf einer niederschwelligen visuellen Ebene und manchmal entstehen aus solchen Beschäftigungen dann später ausformulierte Arbeiten.

Was ist dir zuletzt begegnet?

Ich arbeite seit längerem an einem größeren Projekt, das „Ghostwriter“ heißt. Dabei geht es im Prinzip um Indexikalität im Design von Mode. Ich suche Spuren körperlicher Arbeit und gelebter Zeit, die in der Mode imitiert wird.

Was könnte das sein?
Je nach dem, was man arbeitet, welche repetitive Tätigkeit man ausführt, hinterlässt das bestimmte Spuren, abgeriebene Stellen, Löcher oder Schmutz. Weil wir uns hier aber vorwiegend in einer Dienstleistungsgesellschaft befinden, wird Kleidung so vorproduziert und zeigt dann letztlich die Arbeit der Anderen.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Meine Arbeit hat etwas Chamäleonartiges. Ich arbeite viel mit der Eigenästhetik der Dinge, die ich untersuche. Der Verzicht auf eine prägnante formale Signatur verhindert einen schnellen Wiedererkennungswert und leichte Vermarktbarkeit. Ich denke, dass das Goldrausch-Programm mir Wege an reinen Verwertungslogiken vorbei aufzeigt.

Interview: Beate Scheder
Foto: Sara Wahl