Chan Sook Choi

 

 

Porträt Chan Sook Choi, Goldrausch 2020

Fünf Fragen an …

Chan Sook Choi (geb. in Seoul) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Visuelle Kommunikation und Kunst und Medien an der Universität der Künste Berlin. Nach ihrem Abschluss folgte ein Elsa-Neumann-Stipendium des Landes Berlin. Neben weiteren Stipendien u.a. von der Dr.-Otto-und-Ilse-Augustin-Stiftung des Stadtmuseum Berlin und der Halle 14 – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Leipzig, hat sie auch eine Förderung vom Seoul Museum of Art erhalten. Unter den von ihr gewonnen Wettbewerben ist der Internationale BibliArtes-Wettbewerb im Pergamonmuseum, Berlin. Ihre Arbeiten wurden bisher u.a. im Humboldt Forum, Berlin, in der Kunsthal Aarhus, Dänemark und im National Museum of Modern and Contemporary Art, Seoul gezeigt.

Viele deiner Arbeiten handeln vom Thema Erinnerung. Warum?

Erinnerung ist für mich mehr als eine Aufzeichnung aus der Vergangenheit. Erinnerung kann ein sehr aktuelles Thema sein, weil es keine perfekte Erinnerung gibt. Erinnerung hat viele Aspekte, die mit der Umgebung oder dem Zeitpunkt zu tun haben. Das macht sie für mich zu einem guten Material für meine Arbeit.

Mit was für einer Art von Erinnerung oder Gedächtnis beschäftigst du dich?

Mit dem individuellen, aber auch mit dem kulturellen Gedächtnis, so wie es Identitäten kategorisiert. Diese strengen Kategorien von Identität sollten meiner Ansicht nach durchbrochen werden. In Korea gibt es z.B. sehr viele verschiedene Formen von Kultur, geprägt von Generationen oder vom Familienhintergrund. Über sie alle muss man sprechen. Ich interessiere mich vor allem für Erinnerungen, über die nicht gesprochen wird, für nicht erzählte Geschichten. Aber auch die sehr bekannten sind interessant für mich. Ich verfolge vor allem menschliche Bewegung, das, was zurückbleibt, wenn Menschen wegziehen. In meinen Arbeiten erzähle ich diese Geschichten von Bewegung über von mir kreierte Räume, über eine neue Art von Lokalität.

Wie meinst du das?

Ich versuche Erinnerungen über eine neue Lokalität zu visualisieren, die man direkt erfahren kann, nicht nur lesend oder sehend, sondern indem man darin verweilt. Ich kreiere Räume, die erfahrbar sind und in denen Besucher*innen sich selbst beobachten können. Dabei benutze ich viel metaphorisches Material und Objekte, die auf vielfältige Weise zu lesen sind.

Welche Recherchemethoden wendest du an?

Ich recherchiere nicht durch das Internet oder mit Büchern. Meine Recherche ist eher performativ. Meistens bedeutet das, dass ich mich an einen Ort begebe und dort nach Menschen suche, mit denen ich sprechen kann. Das Vorortsein ist für mich entscheidend.

Warum machst du bei Goldrausch mit?

Ich möchte mir mit Goldrausch die Zeit nehmen, meine Arbeit genau zu reflektieren und zu überlegen, was Solidarität unter Künstlerinnen bedeutet. Außerdem war ich neugierig auf das Programm.

Interview: Beate Scheder
Foto: Jay